Tja, liebe Brigitte, Du wirst es nicht für möglich halten, aber ich bin zuzeiten doch wirklich ziemlich nachlässig mit meinen Lektüren und manchmal wünschte ich, ich hätte nicht mehr bloß rund 40 Jahre Zeit, zu lesen, sondern mindestens die doppelte Dauer. Max Weber's Pornotopia war durchaus gedacht als Antithesis zum herkömmlichen Pornographie-Betrieb. Nicht ganz glücklich vielleicht: Denn wer denkt heutzutage bei Erotismus schon noch an Pornographie? Dezidierter war vielleicht das zweite und letzte Beispiel hierzu, George Bataille's 'Blau des Himmels'.
Ich fand es irgendwie spannend, den (männlichen) Voyeurismus zum Freud'schen Kastrationskomplex in Verbindung zu setzen. Wo ein aggressives Entbergen von Geheimnissen vorherrscht, muß vielleicht also doch auch eine unsägliche Angst vorm Geheimnis selbst zutage treten. Aber wichtiger - als die Angst - erschien mir hier doch der Punkt, wo sich Voyeurismus und unsere modernen Wissensformen fusionieren, sprich: Sartre's sehr polemische Anspielung darauf, inwieweit das Wissen heutzutage nicht nur eine Form des Besitzes, sondern eine Form des Verzehrens bestimmter Inhalte darstellt. Auge = Mund!?
Nebenbei hierzu: Man muß, mit Karl Kraus, der Menschheit solange mit Paradoxen auf den Schädel hauen, bis sie kapiert hat, was abgeht... ---- soviel zum Widersinn einer 'Oralisierung des Auges'.
PS: Im übrigen hab ich die zwei Sendungen jetzt endgültig geschnitten und sie können alsbald, falls Michi oder Gerhard bald einmal Zeit haben, auch auf der HP des Kulturvereins gedownloadet werden.
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